Geschichte

Traditionelle Gastlichkeit

Als echter Familienbetrieb war die „Scharfe Ecke“ noch nie in fremden Händen

Der Landgasthof „Zur scharfen Ecke“ ist seit fast 150 Jahren ein Familienbetrieb. Heute wird er in fünfter Generation von Sandra Meyer und ihrem Mann Mark geführt. Sie hat den Betrieb 2005 von ihren Eltern übernommen, die ihn von ihrer Tante geerbt hatte. So lässt sich die Linie der Vorfahren bis zurück ins Jahr 1870 verfolgen. Damals eröffnete der Tischler Theodor Meyer am 11. November in verkehrsgünstiger Lage die neue Gaststätte, von der er scherzend sagte: „Mir wird von drei Seiten das Geld ins Haus gebracht.“ Bis heute führen aus drei Richtungen Wege darauf zu.

Ausflügler kamen auch auf dem Wasserweg

Im Hof der Gaststätte errichtete Theodor Meyer einen Stall, in dem sechs Pferde untergestellt werden konnten. Neben dem Haus ebnete er eine Fläche für einen großen Kaffeegarten ein, auf dem rund 200 Personen Platz fanden. So etablierte er in kürzester Zeit die „Scharfe Ecke“ zu einem schönen und sehr beliebten Ausflugslokal. Die Menschen kamen zu Fuß auf der Landstraße von Hildesheim nach Itzum oder an der Innerste entlang. Dort führte der Weg unter der Dreibogenbrücke hindurch und an den sogenannten Zwergenlöchern vorbei, von denen die Sage geht, dass Zwerge dort nach wertvollen Bodenschätzen gruben.

Bald kamen die Gäste sogar auf dem Wasserweg. Besonders Liebespaare nutzten die Innerste für romantische Bootsfahrten und legten zur Erholung bei der von Theodor Meyer errichteten Anlegestelle an. Die Ausflügler durften ihren eigenen Proviant und gemahlenen Kaffee mitbringen, der dann mit heißem Wasser aufgebrüht wurde. Es standen in der Gaststätte aber auch Bockwürste, belegte Brote mit Wurst und Schinken aus der eigenen Schlachterei und selbst gebackener Kuchen für die Gäste bereit.

Jede Generation hinterlässt ihre Spuren und trägt so zur Tradition bei

Drei Generationen von „Theodor Meyers“ leiteten die „Scharfe Ecke“, die bei den Menschen aus der Umgebung stets ein beliebter Ausflugsort geblieben ist. Dann starb die Linie aus und Waltraud Lenz erbte die „Scharfe Ecke“ von ihrer Tante Lene. Gemeinsam mit ihrem Mann Heinz baute sie die Gaststätte weiter aus. Bis heute unterstützt sie regelmäßig ihre Tochter an der Theke und ist die „Mutter“ des gesamten Personals. Heinz Lenz sorgt als Jäger, inzwischen auch mit seinen Enkeln Jonas und Lukas Meyer, weiterhin für das frische Wild. Außerdem sorgt er als Hausschlachter dafür, dass immer wohlschmeckende Wurst bei den Schlachtefesten auf die Teller kommt.

Der Landgasthof „Zur scharfen Ecke“ ist also auch weiterhin ein echter Familienbetrieb. Traditionen werden gepflegt: So wird hier seit der Gründung vor fast 150 Jahren Einbecker Bier ausgeschenkt. Sandra Meyer und ihr Mann Mark, der die Küche leitet, leisten auch etwas, das heute nicht mehr selbstverständlich ist – sie bilden aus. Sowohl in der Küche, als auch im Service beschäftigt das Ehepaar durchgehend mehrere Auszubildende.

Jede Generation hat im Landgasthof „Zur scharfen Ecke“ ihre Spuren hinterlassen. Sandra Meyer baut den Hotelbetrieb aus und hat dafür umfangreich renoviert. Heute kommen die Gäste zwar nicht mehr mit Pferd oder Boot, sondern zumeist mit dem Auto. Dafür befindet sich direkt vor dem Landgasthof eine Bushaltestelle. Außerdem gibt es dort einen großen Parkplatz, so dass niemand weite Wege zu Fuß zurücklegen muss.

Bei den Gästen steht die „Scharfe Ecke“ nach wie vor für ihre Gastlichkeit und gute Küche hoch im Kurs. Aus der Ferne kommen Reisende, die den guten Service eines kleinen Hauses zu schätzen wissen.

So verbindet der Landgasthof „Zur scharfen Ecke“ die Tradition und Erfahrung seiner langen Geschichte mit den Annehmlichkeiten eines modernen Betriebes. Bis irgendwann die nächste Generation übernimmt und mit neuen Akzenten ihre eigenen Spuren hinterlässt.

Die Geschichte des Landgasthofs „Zur Scharfen Ecke“ wird auch in dem Buch „Im Frühtau zu Berge wir ziehen… – Hildesheimer Ausflugslokale im Wandel der Zeit“, Gerstenberg 2010, Seiten 137 ff., beschrieben, aus dem einige Informationen entnommen wurden.

-->